smerigliatrice

Die grammatische Regel über die Endungen der italienischen Substantive und Adjektive ist an sich nicht sonderlich kompliziert:

– Ein Substantiv, das im Singular auf –o endet, ist fast immer – d. h. mit sehr wenigen Ausnahmen – maskulin:

vino, cappuccino, gelato, biglietto, conto, treno, lago usw.

– Ein Substantiv, das im Singular auf –a endet, ist in der Regel feminin (jedoch mit ein paar Ausnahmen mehr):

acqua, birra, pasta, camera, strada, casa, musica usw.

– Von Substantiven, die im Singular auf –e enden, kann man leider an der Endung das Genus nicht erkennen. Es gibt viele Hauptwörter mit der Endung -e, die maskulin und ebenso viele die feminin sind. Man sollte sie daher immer mit dem entsprechenden bestimmten Artikel lernen:

z. B. il giornale (die Zeitung), la chiave (der Schlüssel), la nave (das Schiff) usw.

Wie bildet man davon die Pluralform?

Die Endung –o wird im Plural immer zu –i also:o—>i
Die Endung –e wird im Plural ebenfalls immer zu –i also:e—>i
Die Endung –a wird meistens im Plural zu –e also:a—>e
Aber manchmal auch zu –i, wenn das Substantiv maskulin ist (z. B. il problema – i problemi, il programma – i programmi, il sistema – i sistemi usw.). Maskuline Substantive mit der Endung –a im Singular gibt es aber recht wenige.also:a (m)—>i

Es gibt natürlich auch einige Ausnahmen, wenn man aber diese einfache Regel kennt und richtig anwendet – die übrigens auch für Adjektive gilt – kann man in mindestens 90 % der Fälle die Endungen sowohl im Singular als auch im Plural korrekt einsetzen. Endungen sind im Italienischen sehr wichtig. Aufgrund einer einzigen falschen Endung kann man manchmal einen ganzen Satz nicht mehr richtig verstehen (wie das Beispiel weiter unten zeigen wird).

Die italienischen Adjektive werden anhand der Endung ihrer Grundform in zwei Gruppen unterteilt: Adjektive mit der Endung –o wie z. B. rosso, azzurro, italiano, tedesco und Adjektive mit der Endung – e wie z. B. verde, marrone, inglese, francese. Auch bei den Adjektiven gibt es einige Ausnahmen, mit denen wir uns aber bei dieser kurzen Einführung nicht zu befassen brauchen.

Die Adjektive müssen an Genus und Numerus des Substantivs angepasst werden, auf das sie sich beziehen. Während jedoch aus „rosso“ die feminine Form „rossa“ gebildet wird, ist im Singular die Endung -e von z. B. „verde“ unveränderlich und kann wie bei den Hauptwörtern sowohl maskulin als auch feminin sein. Folgende Beispiele sollen das verdeutlichen:

Il ragazzo italiano.La ragazza italiana.
Il signore francese.La signora francese.

Für die Bildung der Pluralform gilt die bereits oben gezeigte Regel:

I ragazzi italiani.Le ragazze italiane.
I signori francesi.Le signore francesi.

So weit so gut. Eine klare Sache, könnte man meinen. Im Vergleich dazu ist – zum Ärger der Ausländer, die Deutsch lernen möchten – die Bestimmung des Genus und die Bildung der Pluralform eines deutschen Hauptwortes trotz mehrfacher Sprachreformen immer noch eine völlig chaotische und nur vom Zufall bestimmte Angelegenheit. Schauen wir also jetzt einmal im Internet nach. Auf der italienischen Webseite eines deutschen Unternehmens findet man Folgendes:

Da sind schon ein paar Endungen durcheinander geraten. Betrachten wir die einzelnen Fälle etwas genauer:

Falsch! „La smerigliatrice” ist feminin, Singular. „robuste“ ist zwar feminin, aber Plural. „energico“ ist maskulin, Singular. Die drei Endungen passen also überhaupt nicht zusammen. (Eine „smerigliatrice energica“ wäre übrigens auch mit den richtigen Endungen Unsinn.)
Auch falsch! „Possibilità“ ist feminin und in diesem Fall Plural (eine Ausnahme, weil die Endung -à betont ist). „Molti“ ist maskulin, Plural.
Nicht schon wieder! „innovazioni“ ist die Pluralform von „innovazione“, also feminin, Plural. (Die meisten Wörter, die in „-ione“ enden, sind übrigens feminin.) „continui“ ist maskulin und Pluralform von „continuo“.
Das versteht zwar kein Mensch, aber, selbst wenn man es verstünde, ist die Übereinstimmung des Adjektivs auch in diesem Fall falsch: „clienti“ ist maskulin, Plural, „determinato“ ist zwar maskulin, aber Singular. Nicht aufgeben! Irgendwann klappt es.
„Della nostra servizio“ passt auch nicht! Am besten mal laut lesen, das hilft. Es klingt wie ein Schlag auf das Ohr eines Italieners! Nebenbei bemerkt: „affidarsi“ braucht die Präposition „a“ und nicht „di“. Lassen wir aber das Leidthema „Gebrauch der Präpositionen“ beiseite. Wir wollen uns jetzt nur auf die Endungen der Hauptwörter konzentrieren.
„riparazione rapida” Volltreffer! Bravo (oder „brava“, je nachdem). Aber warum dann „professionali”? „Una riparazione”: wie viele Reparaturen sind es? Ja, richtig, eine, „una”. Also „professionale“ Singular.
„Molte soluzioni”, „molte soluzioni”!! una soluzione ist feminin, Singular, also: molte soluzioni (feminin, Plural)
… no, no, no!! Non ci siamo proprio. Mi dispiace. Lassen wir das lieber! Das macht wirklich keinen Sinn!

Und zum Schluss noch ein ganzer Satz aus einer anderen Webseite:

prodotti

Ich persönlich verstand bei der ersten Lektüre den Sinn dieses Satzes überhaupt nicht! Ich ahnte auch nicht, dass es hauptsächlich an einer falschen Endung lag. Lesen wir ihn noch einmal langsamer:

Nostri prodotti vengono spesso imitati“ gut, das ist klar, es heißt „Unsere Produkte werden oft nachgemacht“ (es fehlt zwar der bestimmte Artikel vor „nostri“, aber wir wollen mal nicht pingelig sein … Es geht hier in erster Linie darum zu verstehen, was der Verfasser meint).

ma in punto di vista di qualità” – das ist kein korrektes Italienisch. Ein „punto di vista di qualità” ist eigentlich ein qualitativ hochwertiger Gesichtspunkt, aber ich kann die beabsichtigte Bedeutung trotzdem ahnen: „aber in puncto Qualität” („dal punto di vista della qualità“, oder besser „per quanto riguarda la qualità“).

design e precisione delle dimensioni mai raggiunte“. Das wird jetzt schon schwieriger … Kann es sein, dass hier ein Verb fehlt? Zerlegen wir am besten den Satz und analysieren ihn! Worauf bezieht sich „raggiunte“ (erreicht)? Das Partizip Perfekt – das bezüglich der Endungen wie ein Adjektiv behandelt wird – ist feminin Plural. „Prodotti“, „punto“ und „design“ sind maskulin. „Erreicht“ sind also weder die Produkte, noch der Punkt oder das Design. Das einzige Wort, auf das sich „raggiunte“ beziehen könnte, ist „dimensioni“, das ebenfalls feminin Plural ist. Das ergibt dennoch keinen überzeugenden Sinn:

„Unsere Produkte werden oft nachgemacht, aber in puncto Qualität, Design und Genauigkeit der nie erreichten Maßen …“

Egal was das bedeuten soll, das habe ich schon bei der ersten Lektüre geahnt. Hier fehlt doch ein Verb! Nach langem Überlegen gebe ich auf und suche den gleichen Satz auf der entsprechenden deutschen Seite.

Produkte

Ach so war das gemeint! Sehen Sie, was für eine Verwirrung eine einzige falsche Endung stiften kann? Manchmal reicht schon eine falsche Endung, und die italienischen Leser können einen Satz gar nicht mehr verstehen.

Mir fällt gerade ein, dass ich manchmal im Unterricht nicht verstehen konnte, was ein Kursteilnehmer auf Italienisch sagen wollte: „Scusa, ma non ho capito bene quello che intendi dire …“ („Entschuldige, aber ich habe nicht richtig verstanden, was du sagen willst …“). Die anderen Kursteilnehmer behaupteten hingegen genau zu wissen, was er meinte: „Ma noi abbiamo capito!“ („Aber wir haben es doch verstanden!“). Seltsam, dachte ich. Es gibt anscheinend eine italienische Sprache, die nur die Deutschen untereinander verstehen und zu der ein Italiener keinen Zugang hat.

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Liebe deutsche Kollegen, die unbedingt auch ins Italienische übersetzen wollt, obwohl das Italienische nicht eure Muttersprache ist. Ich wende mich an euch, weil nur ein Deutscher diesen Satz und die Webseite mit den vielen merkwürdigen Endungen übersetzt haben kann. Da bin ich mir ganz sicher! Das merkt man schon an dem ersten Wort „nostri“. Deutsche, die Italienisch sprechen, vergessen nämlich gerne den Artikel vor den Possessiva. Korrekt wäre es: „I nostri prodotti“ („Die“ unseren Produkte).

Um ins Italienische übersetzen zu können, solltet ihr mindestens die Regel zur Verwendung der richtigen Endungen beim Substantiv und Adjektiv beherrschen, sonst versteht der arme Italiener, der eure Übersetzungen liest, leider rein gar nichts. Kommt doch mal nach München! Ich organisiere am Wochenende extra für euch zu Sonderkonditionen ein Spezialtraining zu den Endungen der Substantive und Adjektive in der italienischen Sprache.